Zeitlich läßt sich die Literaturepoche des Expressionismus etwa auf die
Jahr 1910 bis 1925 eingrenzen. Prägend für diese Zeit sind natürlich die
Ereignisse des Ersten Weltkriegs, die natürlich auch in der
literarischen Welt intensiv reflektiert werden. Ein besonders
interessanter Punkt ist bei der Betrachtung der Werke des
Expressionismus der radikale Bruch mit allem, was im Naturalismus
wichtig war. Dem Versuch des Naturalismus, Menschen und ihre Umwelt
möglichst objektiv und auch detailliert zu beschreiben, tritt in der
Literatur des Expressionismus eine enorme Übertreibung und Zuspitzung
entgegen.
Das Leben des Menschen in engen rationalen Fesseln und einer ihn
entfremdenden Umwelt wird im Expressionismus als unerträglich empfunden.
Insofern ist die Literatur dieser Epoche sehr gesellschaftskritisch.
Viele sehr namhafte Schriftsteller schrieben expressionistische Werke
und entwickelten später ihren Stil in andere Richtungen weiter. Zu
nennen sind in diesem Zusammenhang Thomas Mann, Bertolt Brecht, Max
Frisch und natürlich Franz Kafka. Stilistisch ist der Expressionismus
ebenfalls eine sehr interessante Epoche, die Vielfalt reicht von einem
sehr reduzierten Telegrammstil über einen verwirrenden Satzbau bis hin
zur Schöpfung neuer Worte.
Spielfeld der Literatur des Expressionismus ist häufig die Stadt als
Lebensraum. Hier wird der Wandel der Lebensumstände durch die
Industrialisierung am deutlichsten sichtbar und kann die Sozialkritik am
besten illustriert werden.
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