Die Abfolge der Literaturepochen am Ende des 19. und Anfang des 20.
Jahrhunderts schwankt wirklich sehr stark zwischen den Extremen. So wie
der Expressionismus ganz deutlich mit der Epoche des Naturalismus davor
bricht, so bricht wiederum die neue Sachlichkeit mit dem
Expressionismus. Die Stilvariationen inklusive der übertriebenen
Metaphorik des Expressionismus weichen einer objektiven
Erzählerperspektive und kurzen und sachorientierten Darstellungsweise.
Die Fakten zählten in der Neuen Sachlichkeit, Fokus ist das tägliche
Leben der Menschen und als Umfeld Technik und Industrie. Zeitlich ist
die Neue Sachlichkeit zwischen 1925 und 1940 einzuordnen.
Die Reduktion des Stils und die Konzentration auf die Sache bedeuten
jedoch keinesfalls, dass die Literatur der neuen Sachlichkeit
unpolitisch ist. Vielmehr ist die Ernüchterung durch die Ereignisse des
Ersten Weltkriegs stilbildend für die Sachlichkeit. Die Menschen waren
desillusioniert und die Literatur versuchte diese Eindrücke zu
verarbeiten und zu reflektieren. Auch außerhalb der Literatur fand
dieser Stilbruch seinen Niederschlag. In der bildenden Kunst, in der
Mode, überall wurde das Althergebrachte über Bord geworfen und machte
neuen, aufgeräumten Kunstformen und Stilvariationen Platz.
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